Die Legende
von
Cornbrant ap Midbar



Prolog

Das Wappen von Midbar

Der Kleinerbe

Isostar ap Linth

Der Großfürst

Dolomit Tren Keer

Caradurs Feuergang

BRINNENTRUTZ

Stiftenbrants Tod

Das Banner von Turgenien

Die Glatte Ebene

Arynmon

Auf "Großer Fahrt"

Lure Ogertod

Operation Wildschwein




Index

Stammbaum

Zeittafeln



"Die Legende von Cornbrant ap Midbar" und die darin geschilderten fiktiven Personen, Orte und Begebenheiten sind mein geistiges Eigentum, sofern es sich dabei nicht um Begriffe aus dem kollektiven Unterbewusstsein der Menschheit, ihrem reichen Kulturschatz oder gar der Unterhaltungsindustrie handelt. Besonders auf solche letzterer Provenienz erhebe ich selbstredend keinerlei Ansprüche, gell?

Hamburg, 2008

 
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  Cornbrant ap Midbar

Abschnitt I – Worin ein Wildschwein tobt

Cornbrant ap MidbarEin enormes Wildschwein durchbrach einst in rasendem Lauf, mit aufgerichtetem Schwanz und weit aufgerissenem Maul, die Wälle von Brinnentrutz und verbreitete, wilde Haken schlagend, Furcht und Schrecken, bis es schließlich einem beherzten Bürger gelang, das Untier mit einem Axtwurf zu treffen: Tot brach es vor dem Gasthof der Burg zusammen.
Der Festungskommandant erkannte den Einbruch der Bestie sogleich als Warnung: er verstärkte Mauern und Wehranlagen von Brinnentrutz, und so geschah es, dass heute Burg Brinnentrutz Sitz derer vom Geschlechte Caradurs ist, denn sie vermochte dem Ansturm von Brinnas Horden zu widerstehen. Wohingegen von der alten stolzen Stadt Caragon nur noch zerfallenes Mauerwerk zeugt.

 

Abschnitt II – Worin die Verwandtschaft endlich mal nicht zu kurz kommt

Cornbrant ap MidbarDie Bibliothek von Brinnentrutz war gewaltig, mit Dokumenten, Schriftrollen, Texttafeln in überwältigender Zahl, doch auch hier war "Der Herr der Schatten in der Sekundärliteratur" von Anonymus nicht aufzufinden.
Eine feine Falte bildete sich zwischen Moradurs Brauen, dann sagte sie: "So bleibt dir nur noch Burg Morigon."
"Morigon? Wieso das denn? Es gibt gewiss einladendere Orte als Rhedruvolts Sumpf-Festung."
"Du weisst doch aber, was man über ihn sagt?
"Nö, was denn?"
"Er stünde mit finsteren Mächten im Bunde, sagt man."
"Aber das ist doch Quatsch! Üble Nachrede! Sicher, er ist nicht grade der umgängliche Typ, aber finstere Mächte? Ich bitte dich! Außerdem ist er mit uns verwandt, wenn auch nur über fünf Ecken."
"Wir sind alle irgendwie miteinander verwandt, Cornbrant. Das ist ja der Witz an den Hohen Familien."
Fürst Midbar lächelte: "Sicher, bei uns beiden ist das allerdings kaum mehr wahr. Du und ich ..."
"Vergiss es, Cornbrant. Zum letzten Mal: Ich kann dich ganz gut leiden, aber mehr ist nicht drin. Außerdem kennst du das Grüne Buch besser als ich, eine Affäre würde uns beide buchstäblich Kopf und Kragen kosten."
"Wir könnten weggehen."
"Ach?!"
"Klar, in die Stadt der Blinden oder hinauf zu den Inseln."
"Du kennst ja auch den Weg ..."
"Oder ins Seekönigreich."
"Lass es, Cornbrant."
"Oder ..."
"Cornbrant!!"

Diese Frau machte ihn verrückt, soviel stand fest: ihr Gesicht, ihre Art zu sprechen, ihr Haar und ihre Hände und wie sie sich bewegte. Einfach alles. Und Brinnentrutz war nicht groß; selbst wenn sie die Zeit nicht miteinander verbrachten, war Moradurs Anwesenheit fast ständig zu spüren: mal war es ihre Stimme, die vom Burghof herauf klang, mal ihr Duft – sie roch unglaublich –, der sich in einem Raum hielt, noch lange nachdem sie ihn verlassen hatte. Schwierig, unter solchen Bedingungen das Wesentliche im Auge zu behalten. Cornbrant riss sich zusammen:
"Du meinst also wirklich, dass Rhedruvolt mit seinen finsteren Mächten und okkulten Kenntnissen uns in Sachen Almadaar behilflich sein könnte?"
"Ein Versuch ist es wert, was sonst bliebe zu tun?"
"Also gut." Cornbrant seufzte. "Kommst du mit?"

 

Abschnitt III – Worin die Ödlandritter sich als Problem entpuppen

Cornbrant ap MidbarZu Cornbrants großen Überraschung zögerte Moradur, ehe sie sagte: "Lust hätte ich schon, es ist eng geworden in Caragon, seit der Westen von den Ödland-Rittern kontrolliert wird."
Es dauerte einen Moment, ehe Cornbrant richtig verstand: "Was?!"
Moradur erhob sich und trat ans Fenster: "Wir haben hier ebenfalls ernste Probleme, Cornbrant."
"Du hast grade ,Ödland-Ritter' gesagt ..."
"Ja."
"... und meinst damit Banden rebellischer Jugendlicher wie die Caragon Razors, die Red Swans oder Brinna's Warriors, die das Gebiet um Muntgard unsicher machen und von denen unter Midbars Jugend hinter vorgehaltener Hand Gerüchte umgehen von wüsten Partys mit Drogen, freier Liebe und wilder Musik?"
"Genau diese."
"Und ..."
Moradur hob die Hand: "Wobei diese Banden sich zusammengeschlossen haben und sich die Zeit zwischen zwei ihrer wüsten Partys gerne mal mit Morden, Rauben und Brandschatzen vertreiben."
"Diese Halbstarken?"
"Halbstarke!" Moradur lachte grimmig. "Das waren sie vielleicht früher mal. Aber vor etwa drei Jahren hat sich da unten in Muntgard irgendetwas verändert. Wir haben heute im Westen die gleiche Situation, wie nach dem 2. Caragonischen Krieg, als Munts Leute das Land kontrolliert haben."
"Aber dann räumt den Laden doch einfach auf!"
"Wir haben es versucht. Gleich zu Anfang hat Rosadur ein Doppeldutzend ihrer besten Leute nach Muntgard geschickt, um dem Treiben Einhalt zu gebieten. Keiner von ihnen ist jemals zurückgekehrt. Sie sind alle tot, wie wir heute wissen."
"Dann hättet ihr Boten schicken können! Midbars Hilfe wäre euch gewiss gewesen!"
Moradur hatte Cornbrant den Rücken zugewandt, um aus dem Fenster zu schauen. Jetzt wirbelte sie herum: "Midbars Hilfe? Wir kennen diese Hilfe. Auch ein halbes Jahrhundert ist nicht lang genug, um sie vergessen zu machen! Frag meine Amme, frag sie nach den vermummten Männern bei Morgengrauen, frag sie nach ihren Eltern! Frag den Moosbauern, was er beim Lehmstechen gefunden hat! Frag ihn, ob er die Knochen der Menschen gezählt hat, die dort verscharrt worden sind! Frag meine Großmutter!!"
"Aber das war im Krieg!"
"Der Krieg war längst vorbei! Brinna war im Letzten Gefecht gefallen und ihre Armeen besiegt!"
"Es gab noch Widerstand. Gautbrant war vielleicht nicht zimperlich, aber er war der einzige, der das Land befrieden konnte!" Fürst Midbar begann sich zu ereifern.
"Ach, hör doch auf!" Moradur winkte müde ab. Dann trat sie zu einem der Regale, zog eine abgegriffene Dokumenten-Hülle heraus und legte sie vor Cornbrant auf den Tisch.
"Lies das!"

 

Abschnitt IV – Worin Cornbrant über ein Wort stolpert

Cornbrant ap MidbarCornbrant überflog die ersten Zeilen des alten Pergaments, hob dann den Kopf, schloss die Augen und begann zu rezitieren:
"Als Brinna also von ihrem sterbenden Bruder Burginbrant im Thronsaal zu Caragon erschlagen ward, da zerfielen die Heere der Aufrührer, und der Tod hielt reiche Ernte unter ihnen: Denn Gautbrant, der Sohn des toten Herrn von Midbar kam über sie und jagte und tötete sie, wo immer sie sich verbargen. Doch auch tötete er viele, von denen er wusste, dass sie ihnen Unterkunft gewährt hatten und Unterstützung in ihren Absichten. Und als niemand mehr lebte von Brinnas Schar noch von ihren Freunden da sprach Gautbrant: ,Sehet! Caragon ist zerstört auf immerdar und seine Herrin Rosadur stehet kinderlos und ohne Kraft, und niemand ist da, unser Volk zu führen nach ihr. So will ich die Herrschaftsbürde tragen und nach mir meine Erben.'"

Er schlug die Augen auf und starrte Moradur herausfordernd an:
",Caragons Untergang' von Brennevin ap Lymanien. Ich kenne den Text, ich habe damit Lesen gelernt."
Rosadurs Enkelin lächelte dünn: "Umso besser. Und jetzt lies den den dritten Satz."
"Ich kenne ihn. Auswendig!"
"Lies ihn." Und da Cornbrant sie weiter anstarrte: "Bitte."
"Na gut." Er beugte sich wieder über den Text und las: "Doch auch tötete er viele, von denen er sagte ..."
Dann stockte er.
"Was ist?"
"Ein Fehler: ,wusste', nicht ,sagte'! Hier müsste stehen ,von denen er wusste'."
"Schau dir das Signum an."
Cornbrant musste nicht zweimal hinsehen, um das kunstreiche Zeichen Brennevins zu erkennen. Er schnappte nach Luft: "Ihr habt ein Originalmanuskript von der Erfinderin der Lymanischen Runen in eurer Sammlung?"
"Es ist nicht das einzige."
Cornbrant war schwer beeindruckt. Dann wurde er nachdenklich. Der Satz hatte im Original durch dieses "sagte" eine völlig andere Bedeutung, er klang wie ein Vorwurf.
"Gibt es weitere Abweichungen von der bekannten Fassung?"
"Du denkst an einen Abschreibe-Fehler? Es gibt nur diesen einzigen Unterschied zwischen dem Original und der allgemein bekannten Version"
"Also kein Fehler?"
"Glaubst du denn an einen Fehler?"
Cornbrant schüttelte den Kopf. Nein, nicht wirklich.

 

Abschnitt V – Worin ein Fall von Geschichtsklitterung aufgedeckt wird

Cornbrant ap MidbarCornbrant hatte genug Erfahrung im Studium alter Schriften, um zu erkennen, dass hinter einem solchen "Fehler" eine Absicht stehen musste.
"Also. Mal sehen: In der allgemein bekannten Fassung steht, dass Gautbrant all diejenigen tötete, von denen er wusste, dass sie Brinna unterstützt hatten."
"Richtig."
"Das Original kann man aber so interpretieren, dass Gautbrant bei vielen eine Anhängerschaft einfach behauptet hat, und dann – zack, Kopf ab."
"Ja."
"Und dann geht irgendwer hin und ändert – mit einem klitzekleinen Wort-Tausch von ,sagte' zu ,wusste' – einfach mal eben die Bedeutung des Satzes ..."
" ... und macht damit aus dem willkürlich mordenden Gautbrant den planvoll vorgehenden Retter Caragons", beendete Moradur den Satz.
"Genau. Eine nachträgliche Beschönigung. Aber was bedeutet das?"
"Na?"
Cornbrant überlegte. Gautbrant galt gemeinhin als Held, der Caragon durch umsichtiges Handeln in großer Not vor dem sicheren Untergang bewahrt hatte. Andererseits war Brennevin über alle Zweifel erhaben. Wenn die Chronistin recht hatte, und Gautbrant wahllos gewütet hatte ... wahllos? Oder doch durchaus planvoll? Und unter dem Vorwand, die Feinde Caragons zu bekämpfen, politische Gegner ermordet hatte?
"Immer mal vorausgesetzt", begann er, "dass Brennevins Text wirklich das sagt, was ich denke, ist Gautbrant entweder aus Trauer über den Tod seines geliebten Vaters zum rasenden Rächer geworden und hat vorübergehend den Verstand verloren ..."
"... oder?"
"... oder es ging im lediglich darum, im ohnehin schon destablisierten Caragon die Macht zu übernehmen, indem er durch gezielte Liquidierungen Burgindur und Rosadur ihrer verbliebenen Machtbasis beraubte."
Moradur nickte zufrieden. "Genau. Wir schätzen heute, dass während Gautbrants sogenanntem 'Feldzug für die Wiederherstellung von Recht und Ordnung in Caragon' mindestens zweihundert Menschen getötet wurden, unter ihnen einflussreiche Anhänger der alten Ordnung. Weitere rund einhundert verschleppte man als Sklaven nach Midbar."
"Gautbrant als Thronräuber ..."
Moradur zuckte mit den Schultern: "Damals war das ein offenes Geheimnis, nicht nur in Caragon. Heute ... nun ja, jedenfalls sind wir hier immer noch etwas empfindlich beim Thema ,Hilfe aus Midbar'."
Cornbrant schüttelte den Kopf. Das wäre wirklich starker Tobak; erklärte aber auch die Misshelligkeiten zwischen Brantenburg und Brinnentrutz: Ein über Generationen währender Machtkampf. Und er selbst, als direkter Abkömmling von Gautbrant, mitten drin.
"Ich geh' mal eben um den Block."
Das konnte Moradur verstehen. Sie lächelte freundlich.

 

Abschnitt VI – Worin sich Cornbrant endlich mal Gedanken macht

Cornbrant ap Midbar Dass sein Urgroßvater Gautbrant möglicherweise kein edler Kriegsheld sondern ein Massenmörder und Thronräuber gewesen war, machte Cornbrant schwer zu schaffen – und veranlasste ihn, sich zum ersten Mal in seinem Leben ernsthaft mit der Gesamtsituation auseinanderzusetzen:
Zum einen war da der böse Zauberer Almadaar, eine vermeintliche Sagengestalt, die sich mit der Entführung des Seeprinzen als äußerst real und somit als potentielle Gefahr für den Reichsfrieden entpuppt hatte.
Sodann hatte Cornbrant nun von einer weitere Bedrohung erfahren, die – wenn er Moradur richtig einschätzte, und sie machte nicht den Eindruck, die Dinge unnötig zu dramatisieren – weit ernster war als alles, was seit dem Tod seines Vaters Ruhe und Ordnung in Midbar gestört hatte. Selbst der Konflikt zwischen Turgenien und den Bergratten, der vergangenes Jahr im Desaster von Muregard gegipfelt hatte, nahm sich im Vergleich zum Treiben der Ödlandritter wie ein kleiner Territorial-Streit aus.
Und schließlich gab es da den vielleicht schwerwiegendesten Punkt, wobei die Tatsache, dass sich ein Herrscher – zumal kinderlos und mittleren Alters – darüber noch nie Gedanken gemacht hat, von einem unglaublichen Mangel an Verantwortungsgefühl zeugt: Wer würde nach ihm Großfürst werden?
Seltsam eigentlich, dass keine seiner zahlreichen Gefährtinnen ihm Kinder geboren hatte. Und merkwürdig, dass sein Großvater nie mit ihm über das Thema Nachwuchs und Erbfolge gesprochen hatte. Sturtbrant kümmerte sich doch sonst immer um alles ...

Nachdenklich wanderte Cornbrant über die grünen Hügel Caragons, grübelte, wog seine Interessen und die seines Hauses gegen jene des Reiches ab.
Er könnte einfach alles hinschmeißen und zugunsten der rechtmäßigen Herrin von Groß-Midbar zurücktreten: auf einen Schlag wäre er aller Sorgen ledig. Die Entführung des Seeprinzen oder der schwelende Thronkonflikt wären nicht mehr sein Problem. Als Fürst einer relativ unbedeutenden Herrschaft obläge ihm die gelegentliche Schlichtung von Streitigkeiten um Weide- oder Wasserrechte; die brantenburgische Erbfolge wäre zu regeln, aber da ließe sich bestimmt eine Lösung finden; nach wie vor hätte er sich einmal im Jahr zum Treffen der Hohen Familien einzufinden, könnte sich da allerdings irgendwo in die zweite Reihe setzen und ab und zu gewichtig nicken. Kurz: er hätte seine Ruhe.
Endlich.
Endlich?
In Wirklichkeit langweilte er sich die meiste Zeit über doch grauenhaft!
Nein, das stimmte nun auch wieder nicht. Er liebte es schließlich überaus, im höchsten Turmzimmer der Brantenburg zu sitzen, und sich mit alten Texten und Landkarten die Zeit zu vertreiben.
Doch erinnerte er sich immer gerne an die Zeit vor seiner Inthronisierung, als er mit seinem alten Kumpel Hutsen auf Fahrt gegangen war. Es waren keine großen Abenteuer gewesen, die sie damals erlebt hatten, aber es hatte einen Riesenspaß gemacht, durch die Wildnis am Oberlauf der Aa zu streifen oder durch den Morigon, die Großen Stromschnellen zu sehen, auf die Wätzin zu treffen oder sich mit Händlern aus Rabenturm zu prügeln.
Mit seiner Thronbesteigung hatte das ein Ende gehabt, ein Großfürst war dem Reich verpflichtet. Aber das Reich funktionierte offenbar reibungslos. Die Fürstentümer Groß-Midbars kamen ganz gut ohne ihren obersten Herren und Gebieter Cornbrant zurecht.

Früher, ja, da war das ganz anders gewesen, das Land unwegsam, das Leben billig; schon hinter dem nächsten Hügel, dem nächsten Baum konnte ein Feind lauern: Basilisken, Wilde Sänger, Brinnas Horden.
Die Caragonischen Kriege, die Oger-Feldzüge oder die Eibenhof-Krise hatten Leuten wie Burgindur, Gautbrant oder Sturtbrant das Äußerste an Führungsqualität und Einsatzbereitschaft abverlangt, und nicht wenige von Caradurs Erben waren bei der Verteidigung des Reiches umgekommen. Die Hohen und Niederen Herrschaften Midbars, ganz zu schweigen von Caragon, mussten sich selbst heute noch mit vielerlei Bedrohungen herumschlagen; manche derer Fürsten hatten sich schon zu Lebzeiten einen nahezu legendären Ruf erworben. Und selbst ein geckenhafter Kleinerbe wie Isostar trug einen Namen, der von seinem Sieg über den Drachen von Linth zeugte.

Woran würden sich kommende Generationen erinnern, wenn Cornbrants Name fiele?
An Großtaten wie die Entsendung einer Untersuchungskommission zu Oger-Affäre von 601? Oder an das Akten-Archiv von Brantenburg, mit all den von ihm unterzeichneten Listen, Rodeln, Dokumenten, Chroniken und Verzeichnissen betreffend Viehbestände, Einwohnerstatistiken, Steuererhebungen und Herrschaftsfolgen?
Der Hilferuf aus dem Seekönigreich verschaffte ihm nun erstmals die Möglichkeit, seiner hervorragenden Position gerecht zu werden und sich seinen Platz in den Ruhmeshallen neben Brennevin, Osselgrom oder gar Rosadur zu sichern. Zu diesem Zeitpunkt zurückzutreten – selbst wenn er dies vorgeblich aus außergewöhnlichem Gerechtigkeitssinn heraus und zum Wohle des Reiches täte – machte ihn unwiderruflich zum Gespött aller.
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